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Wer tauscht die Fenster in meiner Immobilie aus?

Die Frage in der Überschrift klingt verdächtig einfach … Bedeutet ja meistens, dass etwas nicht ganz so simpel ist wie vielleicht vorher gedacht. Das trifft in diesem Fall tatsächlich auch zu: Wer die Fenster eines ganzen Hauses austauschen lassen möchte, hat es unter Umständen mit mehreren verschiedenen Gewerken zu tun – das sind die Sparten, nach denen im Handwerk Arbeiten unterteilt werden. Und dazu kommt: Wer danach fragt, welche Fensterart am sinnvollsten ist, wird schnell auf widersprüchliche Aussagen stoßen.

Dachfenster oder nicht?

Diese Frage ist ein Knackpunkt. Denn bei der Frage nach dem Einbau neuer Dachfenster können Sie – wie manchmal auch nur beim Austausch eines vorhandenen Dachfensters – von „klassischen“ Fensterbauern – zu hören kriegen: „Machen wir nicht! Beauftragen Sie bitte einen Dachdecker!“ Warum ist das so? Die Antwort ist einfach: Sobald mit dem Fenstereinbau an der Dachkonstruktion etwas geändert werden muss, ist es natürlich ratsam, mit einem Dachdecker bereits den richtigen Experten an der Arbeit zu wissen. Pflicht ist es nicht, aber der beste Tipp lautet an dieser Stelle: Mit dem Einbau von Dachfenstern besser gleich eine Dachdecker-Firma beauftragen. Manchmal müssen ja auch Dachziegel ausgetauscht werden. Oder die Dämmung der Dachschräge – von innen oder von außen – leidet durch die Arbeiten am Fenster, muss erneuert oder ebenfalls ausgetauscht werden. In extremen Fällen muss die Dachform insgesamt korrigiert oder angepasst werden.

Wem gehören die Fenster?

Noch so eine scheinbar einfache Frage! Doch auch die hat es in sich: Denn bei Eigentumswohnungen sollte stets klar sein: Außenfenster dieser Wohnungen gehören nicht dem Eigentümer allein, sondern der Wohnungseigentümergemeinschaft. Und das bedeutet: Sollen Fenster ausgetauscht werden, können nur alle Wohnungseigentümer gemeinsam beschließen, was getan werden soll. Denn auch die Bezahlung muss gemeinsam erfolgen. Da sich Fenster nun mal nicht in Außen- und Innenseite unterteilen lassen, gehört dem jeweiligen Eigentümer also eigentlich nur die Fensterbank innen. Obwohl: Den Anstrich der Fensterrahmen innen darf er allein bestimmen, mehr aber nicht.

Holz oder Glas oder beides?

Oft wird das neue Fenster gar keine Holzbestandteile haben, sondern einen Kunststoff- oder Alurahmen. Aber in manchen Bestandsimmobilien, vor allem natürlich vor allem bei denkmalgeschützten, kommt Holz häufig vor – auch dann, wenn das Fenster ausgetauscht werden soll. Denn der Rahmen prägt ja auch den Charakter eines Hauses stark – vor allem nach außen. Spätestens da stellen sich gleich zwei recht grundsätzliche Fragen:

Wie sieht es mit dem Luft- und Wärmeaustausch zwischen Holzrahmen und vielleicht sogar Dreifach-, mindestens aber Zweifachverglasung aus? Soll ich besser einen Fensterbauer, einen Glaser oder einen Schreiner mit den Arbeiten beauftragen? Oder muss – bei denkmalgeschützten Gebäuden – sogar ein Restaurator engagiert werden?

Moderne Kunststofffenster sind in aller Regel auf die Verglasungsart abgestimmt, die sich im meist fest verbauten und/oder mitgelieferten Rahmen befindet. Da stellt sich die Frage nach Luft- und Wärmeaustausch erst einmal nicht. Eher wird Sie der Schornsteinfeger – ganz sicher, wenn Sie etwa einen Kamin, Holz- oder Pelletofen betreiben – darauf aufmerksam machen, dass keine allzu große Dichtigkeit in den Räumen herrschen darf, weil sonst das Entweichen der Verbrennungsluft nicht gesichert ist. Anders herum liegt der Fall, wenn Ihr Fenster einen Holzrahmen und eine sehr dichte Verglasung hat, zwei- oder sogar dreifach. Denn: Werden zu dichte Fenster eingebaut, kann auf der kühleren Wand Feuchtigkeit kondensieren und Schimmel entstehen. Interessant ist da auch ein Blick nach Baden-Württemberg: Dort weist das vom Umweltministerium geförderte Informationsprogramm „Zukunft Altbau“ ausdrücklich darauf hin, dass sich im Zuge einer Modernisierung inklusive Fenstertausch Hauseigentümer ein Lüftungskonzept erstellen lassen sollten - je nach Umfang der Sanierung wird solch ein Konzept sogar gesetzlich gefordert. Grundsätzlich gilt: Während Altbauten durch die geschlossenen, ungedämmten Fenster „atmen“, kann Luft - und damit auch Luftfeuchtigkeit - durch moderne Fenster nicht mehr gut entweichen. Stattdessen kondensiert sie an den ungedämmten, kühleren Stellen der Innenwände – und das kann zur Bildung von Schimmel führen. Deshalb ist es in aller Regel sinnvoll, zusammen mit dem Fenstertausch im Altbau auch eine Fassadendämmung zu veranlassen. Mindestens die regelmäßige Lüftung der Innenräume ist dann in jedem Fall notwendig.

Und was bedeutet das alles jetzt mit Blick auf unsere Frage nach den „Gewerken“?

Erstens könnte es ein guter Rat sein, bei umfangreich geplanten Sanierungs- oder Austauschmaßnahmen – auch und gerade bei Fenstern - zuallererst einen Energieberater zu konsultieren. Und zwar darum, weil Energieberater nicht die Interessen bestimmter Handwerksbereiche vertreten. Sondern, wenn sie gut sind, alle Gewerke gleichzeitig im Blick haben. Das ist also eine unabhängige Beratung, die nur die Energiebilanz im Blick hat. Zweitens kann natürlich genau die Energiebilanz zu Konflikten führen: Da wird auf der einen Seite auf möglichst hohe Energieeinsparung hingewiesen, während auf der anderen Seite mit Lüftungskonzepten oder gar fest installierten Lüftungsanlagen wieder gegengesteuert werden muss. Hinzu kommt, dass es auch unter Fachleuten keine einheitliche Stellungnahme gibt: In Neubauten scheint sich mittlerweile die Dreifachverglasung durchgesetzt zu haben, während manche Handwerksbetriebe davor warnen, dass gerade sie die Schimmelbildung begünstigen, andere dagegen halten diese Aussage schlicht für Blödsinn. Diese Verglasungsart spart sicher Energiekosten, stärkt den Schallschutz, lässt aber auch weniger Licht in die Innenräume und kostet rund 15 Prozent mehr als eine Zweifachverglasung. Das alles kann und wird Ihnen sicher ein Glaser näher erläutern können. Fensterbauer dagegen werden in aller Regel mit industriell fertig montierten Fenstern plus dazugehörigen Rahmen arbeiten, während der Schreiner sich in erster Linie um die Rahmen kümmern wird, die er auch in Handarbeit erstellen kann.

Wichtig ist außerdem der Aspekt, dass die Fenstergröße durchaus eine Rolle spielt – und dass die neuen Fenster zum Rest der Immobilie passen sollten. Das bedeutet nicht nur, ästhetische Kriterien oder eventuell die des Denkmalschutzes im Auge zu behalten, sondern auch die Wärmedämmungs-Situation von Fassade und im Inneren der Immobilie.


Veröffentlicht am 30.01.2024

Hinweis zu Rechtsthemen: Sämtliche Texte wurden aufwendig recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Wir können trotzdem keine Garantie für die Korrektheit, Aktualität oder Vollständigkeit der präsentieren Informationen gewähren. Bitte wenden Sie sich bei Rechts- und Steuerfragen stets an einen fachkundigen Anwalt oder Steuerberater.



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