Ohne-Makler.net

Auch ohne Makler lassen sich Immobilien gut verkaufen

IMMOBILIEN: Die Kinder sind aus dem Haus, der Wohnraum für die Eltern ist viel zu groß: Immer mehr Menschen zwischen 50 und 60 Jahren denken dann daran, in eine kleinere Wohnung in die Stadt zu ziehen, ihr Leben zu genießen und ihre Immobilien zu verkaufen. Das Internet hilft mit nützlichen Tipps dabei, die eigenen vier Wände zu einem guten Preis zu verkaufen – auch ohne einen Makler einzuschalten.

Der Immobilienmarkt boomt. Junge Menschen trauen sich immer früher, den Traum vom eigenen Haus zu realisieren – gute Zeiten also für Immobilienverkäufer. Wer nicht gerade auf dem einsamen Land wohnt, findet derzeit schnell einen Käufer. Eigeninitiative spart dabei nicht nur üppige Maklergebühren, sondern macht die Immobilie noch attraktiver.

„Vor allem Menschen, die einmal schlechte Erfahrungen mit einem Makler gemacht haben, kommen auf die Idee, den Verkauf selbst organisieren“, sagt Henning Evers. Der Hamburger ist Betreiber des Internet-Portals ohne-makler.de. Vor drei Jahren hat Evers seinen Onlineservice gegründet, in diesem Jahr sei die Nachfrage noch einmal deutlich gewachsen.

Das Spezialportal bietet nicht nur die wichtigsten Tipps beim Verkauf von Immobilien, sondern auch Unterstützung bei der Schaltung von Anzeigen sowohl im Internet als auch in den Zeitungen vor Ort. Nach wie vor sei die klassische Zeitungsanzeige ein wesentliches Medium für die Bewerbung privater Immobilien, sagt der Onlinedienstleister.

Genauso wichtig seien inzwischen die großen Immobilienportale im Internet. „Der überwiegende Anteil der Suchenden gehört der jüngeren Generation an, die mit dem Internet aufgewachsen sind und dieses Medium intensiv nutzen“, so Evers.

Um eine möglichst hohe Aufmerksamkeit zu erzielen, sei es sinnvoll, nicht nur auf einem Portal vertreten zu sein, sondern mehrere miteinander zu kombinieren, rät Evers. Eine Anzeige bei Immobilienscout24, Immonet und Immowelt sei zwar nicht umsonst, erzeuge dafür aber auch erheblich mehr Resonanz als auf unbekannten, kostenlosen Portalen.

„Mit dem Schalten von Anzeigen ist es jedoch nicht getan“, warnt Edeltraud Reitzer, stellvertretende Bundesgeschäftsführerin des Verbands Wohneigentum in Bonn, vor zu großer Euphorie. Die Entscheidung, ob man wirklich auf einen Makler verzichten wolle, sollte gut überlegt sein. „Man braucht ausreichend Zeit, um sich um die Abwicklung kümmern zu können und muss gut vorbereitet sein – den Kaufpreis ermitteln und ein Exposé verfassen – bevor man mit dem Verkauf loslegen kann“, sagt Reitzer.

Das sieht auch Evers so. Allerdings sei das kein Grund, einen Makler mit dem Verkauf zu beauftragen. „Eigentlich benötigt man diesen nur, wenn man nur wenig Zeit hat oder nicht vor Ort wohnt und die Besichtigungen nicht selbst durchführen kann oder will“, so der Betreiber von ohne-makler.de.

Die für einen Verkauf wichtigen Unterlagen, wie Grundbuchauszug, Lageplan, Bauzeichnungen, Energieausweis oder Teilungserklärung bei Eigentumswohnungen oder Teileigentum, Reparaturrechnungen der letzten Jahre usw. muss der Eigentümer ohnehin selbst zusammensuchen. Das Wichtigste im Vorfeld ist die Preisfindung. „Vielen Hausbesitzern fehlt eine realistische Einschätzung, was ihre Immobilie wert ist“, so Reitzer. Es komme nicht darauf an, wie viel Geld man in die Immobilie seit dem Kauf investiert habe, sondern wie viel zurzeit in der Region für eine Eigentumswohnung oder ein Haus gezahlt werde, so die Expertin des Verbands Wohneigentum. Wenn für den Verkauf ein zu hoher Preis angesetzt wird und dieser nach und nach reduziert werden muss, entsteht der Eindruck, dass mit dem Haus oder der Wohnung etwas nicht stimmt.

Eine erste Orientierung bietet der Blick in den Immobilienteil der Zeitung oder ein Vergleich der Angebote aus der Region auf einem der Internetportale. Ist die eigene Immobilie besser oder schlechter, größer oder kleiner? Experten raten, den Mittelwert von mindestens fünf Immobilien zu errechnen, die der eigenen recht ähnlich sind.

Wer bei dieser Art der Preisermittlung unsicher ist, kann auch einen Gutachter einschalten oder den Onlineservice nutzen, den Immobilienportale im Internet anbieten. Onlineberechnungen gibt es bereits für weniger als 50 €. Sie liefern allerdings auch nur einen groben Anhaltspunkt. Gutachten von Sachverständigen kosten zwar fast das zehnfache, geben aber oft auch dem Käufer eine größere Sicherheit, dass der Preis stimmt, und erleichtern weitere Verhandlungen.

Bevor man allerdings mit dem Verkauf beginnt, sollte man das Objekt auf Schäden und Mängel überprüfen. Oft reichen bereits kleine Ausbesserungen und Reparaturen, um den optischen Zustand eines Hauses zu verbessern. Studien zeigen, dass durch sogenanntes Home Staging ein bis zu 15 % höherer Verkaufserlös erzielt und die Immobilie schneller verkauft werden kann.

Eine weitere Herausforderung ist das Erstellen eines Exposés mit detaillierter Objekt- und Lagebeschreibung. „Aber auch das ist kein Hexenwerk“, sagt Online-Dienstleister Evers. Sowohl auf seinen Seiten als auch auf anderen Portalen gibt es dazu Formulierungshilfen sowie Checklisten, worauf man achten sollte.

Aber auch immer mehr Makler erkennen inzwischen den Trend, dass sich Hausbesitzer um den Verkauf ihrer Immobilie selbst kümmern wollen. Sie bieten nach einem Baukastensystem Unterstützung für verschiedene Phasen der Vermarktung.

Eine der letzten Hürden, die genommen werden müssen, bevor ein Kaufvertrag unterschrieben werden kann, ist der Besichtigungstermin. Auch auf den muss man sich gut vorbereiten. Edeltraud Reitzer vom Verband Wohneigentum rät zu Einzelterminen. „Dann kann man sich ein besseres Bild von dem potenziellen Käufer machen“, so Reitzer.

Im Vorfeld raten Experten abzuklären, wie groß das Interesse an der Immobilie ist und Besichtigungen nur mit ernst zu nehmenden Interessenten durchzuführen. Im Anschluss sollte man auf jeden Fall ein Protokoll anlegen, in dem festgehalten wird, ob und welche Mängel festgestellt worden sind. Das sollten dann beide Parteien unterschreiben. Das Schriftstück kann hilfreich sein, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen.

„Hat man sich mit einem Interessenten auf den Kauf geeinigt, sollte man von diesem unbedingt einen Nachweis verlangen, dass er den vereinbarten Betrag auch wirklich aufbringen kann“, rät Evers. Sonst verursacht der Gang zum Notar, der den Kaufvertrag beurkunden muss, nur unnötige Kosten.